Die RefCam
Erstmaliger Einsatz in der Bundesliga
Thiago Calderaro
Im Fußball wird ständig nach neuen Wegen gesucht, um das Spiel transparenter und fairer zu gestalten. Eine Innovation, die in dieser Hinsicht Aufmerksamkeit erregt hat, ist die Einführung der RefCam in der Bundesliga. Diese Technologie, die direkt am Schiedsrichter befestigt wird, ermöglicht es, das Spiel aus einer einzigartigen Perspektive zu betrachten. Der erstmalige Einsatz dieser Technologie in der Bundesliga markiert einen wichtigen Meilenstein.
Der Einsatz der RefCam
Die RefCam wurde erstmals am 25.02.2024 im Bundesliga-Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg eingesetzt. Die Kamera, die am Headset von Daniel Schlager befestigt wurde, zeichnete das Spielgeschehen aus der Sicht des Unparteiischen auf. Dieser Ansatz bietet eine neue Perspektive auf die Entscheidungsfindung während des Spiels. FIFA-Schiedsrichter Daniel Schlager war der erste, der die RefCam in einem Bundesliga-Match trug, nachdem er sie am 17.12.2023 in der 3. Liga beim Spiel zwischen Arminia Bielefeld und dem TSV 1860 München getestet hatte.
Ziele und Erwartungen
Das primäre Ziel des Einsatzes der RefCam liegt in der Dokumentation und der Erhöhung der Transparenz im Fußball. Die Aufnahmen sollen insbesondere für Schulungszwecke verwendet werden, um Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen und mögliche Fehlentscheidungen besser analysieren zu können. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant, das aufgenommene Material für eine Dokumentation zu nutzen, die den Medienpartnern zur Verfügung gestellt wird. Dies soll jedoch nicht im Live-Betrieb geschehen, sondern dient der internen Analyse und Verbesserung.
Akzeptanz und Zukunftsperspektiven
Babak Rafati, ehemaliger FIFA-Referee, sieht in der RefCam eine „große Chance für den Fußball“. Er betont, dass diese Technologie, vor allem für die Schiedsrichter, als Instrument zur Selbstreflexion und Verbesserung dienen kann. Rafati weist darauf hin, dass die Transparenz, die durch die RefCam geschaffen wird, zu einer höheren Akzeptanz von Schiedsrichterentscheidungen führen kann. Für die vollständige Integration der RefCam in die Liveübertragungen bedarf es allerdings einer weiteren Analyse und der Bereitschaft, die Technologie konstruktiv zu nutzen, ohne dass Schiedsrichter sich hinter ihr verstecken.
Genehmigungen und Herausforderungen
Für den Einsatz der RefCam musste eine Sondergenehmigung beim International Football Association Board (IFAB) eingeholt werden. Die Genehmigung und die Koordination zwischen der DFB Schiri GmbH, der DFL und den beteiligten Clubs unterstreichen die Komplexität der Einführung neuer Technologien im Sport. Es handelt sich um einen sensiblen Bereich, in dem die Integrität des Spiels und der Schiedsrichterentscheidungen gewahrt bleiben muss.
Fazit
Die Einführung der RefCam in der Bundesliga ist ein Schritt in Richtung größerer Transparenz und Fairness im Fußball. Durch die Bereitstellung einer neuen Perspektive auf die Entscheidungsfindung der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bietet sie ein potentielles Werkzeug für die Schulung und Weiterbildung. Gleichzeitig wirft sie Fragen hinsichtlich der Implementierung und des Umgangs mit den gewonnenen Einsichten auf. Die positive Resonanz von Experten wie Babak Rafati deutet jedoch darauf hin, dass die RefCam das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Fußball erleben und verstehen, zu verändern.
