Gender Pay Gap
Ungleichheit im Fußball
Thiago Calderaro
Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt hat entschieden: Frauen verdienen das gleiche Gehalt wie ihre männlichen Kollegen für identische Arbeit. Dieses Urteil folgte einer Klage von einer Mitarbeiterin aus Meißen, die bei einem Metallunternehmen arbeitete und herausfand, dass sie weniger als ihre männlichen Kollegen verdiente. Das Gericht befand, der Arbeitgeber habe sie aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt. Im Schnitt erhalten Frauen in Deutschland 18% weniger Gehalt als Männer, was 66 unbezahlten Arbeitstagen pro Jahr entspricht, wie Sarah Kohler in einem Kommentar erläutert. Der Gender Pay Gap entsteht teilweise, weil Frauen oft in geringer bezahlten Sektoren arbeiten und nach der Geburt von Kindern eher in Teilzeit wechseln. Selbst bei gleicher Qualifikation und Arbeit besteht eine Lohnlücke von 7%. Im Fußball ist diese Diskrepanz noch offensichtlicher: Die Prämien für Frauen liegen weit unter denen der Männer, obwohl sich Teams aus Kanada, den USA, der Schweiz und Spanien für gleiche Bezahlung stark machen. DFB-Kapitänin Alexandra Popp kommentiert, gleiche Prämien wie die Männer seien für die DFB-Frauen derzeit unerreichbar.
Eine Studie von FUSSBALL KANN MEHR legt dar, dass Frauen im Management des deutschen Profifußballs massiv unterrepräsentiert sind. In den letzten drei Jahren vervierfachte sich zwar die Zahl der Frauen in solchen Positionen, doch der Anteil bleibt mit 3% in Führungsrollen und etwa 10% in Aufsichtsräten niedrig. 21 der 36 Clubs haben keine Frau im Aufsichtsgremium. Ein positiver Ausreißer ist der FC St. Pauli. Die Analyse unterstreicht die Dringlichkeit für Veränderungen und fordert Clubs auf, Frauen in Führungspositionen zu befördern. Insbesondere in Aufsichtsgremien finden sich zunehmend externe Frauen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Der Fußballsektor hat zwar neue Stellen geschaffen, vor allem in Bereichen, in denen Frauen traditionell stark vertreten sind, doch bleibt die Beteiligung von Frauen im Management gering. Während im DAX neu geschaffene Positionen aktuell zur Hälfte mit Frauen besetzt werden sollen, liegt der Anteil im Fußball bei nur 10%. Die Studie weist nach, dass qualifizierte Frauen vorhanden sind, da rund 50% der Betriebswirtschaftsstudierenden weiblich sind. Dennoch sind Frauen in Entscheidungsrollen im Fußball stark unterrepräsentiert.
Almuth Schult, eine erfolgreiche Fußballerin und dreifache Mutter, spricht über die Herausforderungen der Mutterschaft im Profisport. Die fehlende Akzeptanz von Mutterschaft im Leistungssport und die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit betonen die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Neubewertung. Die Diskrepanz in der Bezahlung, die Unterrepräsentation in Führungspositionen und die täglichen Herausforderungen, denen berufstätige Mütter gegenüberstehen, verdeutlichen die vielfältigen Facetten der Geschlechterungleichheit im Fußball und darüber hinaus. Die Realität der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Sport verdeutlicht die strukturellen und kulturellen Hindernisse, die Frauen überwinden müssen.
Der Fußball muss sich als einer der Bereiche geschlechtsspezifischer Ungleichheit den gesellschaftlichen Realitäten stellen. Die Förderung von Diversität und Geschlechtergleichheit dient nicht nur der Fairness, sondern stärkt auch die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit des Fußballs. Es ist nun an den Entscheidungstragenden, vorhandene Daten und Erkenntnisse zu nutzen und mit Zielstrebigkeit für Veränderung zu sorgen.
Positionierung
Wir bei CoachingArea vertreten die Position, dass für die Frauen- und Männernationalmannschaften #equalpay gelten sollte. Das eigene Land mit stolz zu vertreten, wofür die Athletinnen und Athleten viele Jahre hart gearbeitet haben, ist unabhängig vom Gender gleichermaßen gesellschaftlich relevant.
Quellen
1. https://www.fcviktoria.com/post/gender-pay-gap-gleicher-lohn-ist-keine-verhandlungssache
2. https://fussballkannmehr.de/wp-content/uploads/2023/03/FKM-Analyse-Diversitaet.pdf
3. https://www.fcviktoria.com/post/fu%C3%9Fball-arbeit-familie-wtf-vereinbarkeit