Marie-Louise Eta bricht Barriere
Erste Co-Trainerin in der Fußball-Bundesliga der Männer
Thiago Calderaro
Du kennst die Szenerie: Das Grün des Rasens, die euphorischen Fans, das schrille Pfeifen des Anpfiffs. Und an der Seitenlinie? Zumeist männliche Trainerfiguren. Doch das Bild ändert sich. Als neue Co-Trainerin der 1. Herrenmannschaft von Union Berlin, ist Marie-Louise Eta eine Pionierin. Sie ist die erste Frau, die in der Bundesliga-Geschichte den Posten einer Co-Trainerin innehat – ein historischer Meilenstein, der sechzig Jahre auf sich warten ließ. Die Bedeutung dieses Moments kann kaum überbetont werden, denn es geht um mehr als Fußball; es geht um die Anerkennung und Akzeptanz der Fähigkeiten von Frauen in einer von Männern dominierten Branche.
Laufbahn
Als Spielerin lief sie für Turbine Potsdam, den Hamburger SV und Werder Bremen auf. Außerdem verbucht sie zahlreiche Auftritte in deutschen Juniorinnen-Nationalmannschaften. Ihr Weg als Trainerin begann bei den U15-Jungs von Werder Bremen, und ihre Talente führten sie bald zum DFB, wo sie als Co-Trainerin der weiblichen U15-Nationalmannschaft tätig war. Jetzt, in ihrer neuen Rolle bei Union Berlin, steht sie hoffentlich an der Spitze einer Veränderungswelle, die lang überfällig ist. Der Wechsel kam, als der Club beschloss, nach dem Ende der Ära von Urs Fischer frischen Wind einzubringen – und wer könnte das besser als Eta, die bereits als Trainerin der U19-Junioren des Vereins bewiesen hat, dass sie Talent fördern und Erfolge erzielen kann.
Gegenwind
Trotz ihrer offensichtlichen Qualifikationen und ihres klaren Engagements für den Sport wurde Etas Ernennung nicht von allen Seiten positiv aufgenommen. Die unfreundliche Bemerkung des ehemaligen Beraters von Robert Lewandowski, Maik Barthel, zeugt von den Herausforderungen, mit denen Frauen in Führungspositionen im Fußball konfrontiert sind. "Sie müsse ja auch mal zu den Spielern in die Kabine, hieß es dort. Und weiter: Bitte nicht noch den Deutschen Fußball der Lächerlichkeit preisgeben. Es reiche, dass man die Mannschaftshiercharchie schon mit den Transfers komplett zerstöre, so Barthel, es brauche nicht noch andere Storys." Doch die Reaktionen auf solche altmodischen Ansichten zeigen auch, dass die Fußballwelt bereit ist, sich zu ändern. Ein Klient des Beraters, Nationalspieler Kevin Schade, trennte sich prompt von ihm, und setzte so ein starkes Zeichen für Gleichberechtigung und Vielfalt.
Ausblick
Marie-Louise Eta steht nun symbolisch für den Beginn einer neuen Ära, in der hoffentlich weitere Frauen in ähnliche Positionen aufsteigen werden. Mein Wunschszenario wäre es bald eine Frau als Cheftrainerin eines Erstligisten der Männer zu sehen.