DFL-Investoren-Einstieg gescheitert
Eine umfassende Analyse der Positionen und Auswirkungen
Thiago Calderaro
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht vor einer bedeutenden Veränderung, vergleichbar mit den umwälzenden Entwicklungen, die andere Sportligen wie die Formel 1 und die NFL in den vergangenen Jahren erlebt haben. Diese internationalen Sportinstitutionen haben durch gezielte Vermarktungsstrategien und die Adaption moderner digitaler Technologien ihre globale Präsenz und finanzielle Leistungsfähigkeit maßgeblich ausgebaut. Für die Bundesliga bietet der geplante Einstieg eines Investors die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten und ihr Produkt für die Zukunft aufzustellen. Doch was bedeutet dies konkret für die Liga, die Clubs und die Fans? Diese Analyse beleuchtet die Ziele, die Verwendung des Investitionskapitals und die vielfältigen Meinungen innerhalb der Liga.
Was sind die Ziele der Bundesliga?
Die Ambitionen der Bundesliga, sich in der dynamischen und zunehmend globalisierten Sportwelt weiter zu etablieren und zu expandieren, stehen im Zentrum des DFL-Investorenmodells. Das strategische Ziel dieses Vorhabens ist es, die internationale Präsenz und Marktposition der Liga zu stärken und damit ihre Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt zu erhöhen. Mit der Akquise eines Investorenkapitals in Höhe von etwa einer Milliarde Euro verfolgt die DFL einen mehrdimensionalen Ansatz, der sowohl die digitale Transformation als auch die internationale Vermarktung umfasst.
Ein wesentlicher Aspekt dieses Vorstoßes ist die Intensivierung der Auslandsvermarktung. Hierbei geht es nicht nur darum, die Sichtbarkeit der Bundesliga auf internationalen Märkten zu erhöhen, sondern auch darum, neue Einnahmequellen zu erschließen und die Liga als globale Marke zu etablieren. Dies schließt die Schaffung maßgeschneiderter Inhalte und Angebote für ausländische Fans ein, um die Bindung an die Liga zu stärken und die globale Fanbasis zu erweitern.
Parallel dazu zielt die Initiative auf die Expansion und Stärkung des internationalen TV-Streaming-Geschäfts ab. Die Entwicklung einer eigenen Streaming-Plattform soll es ermöglichen, exklusive Inhalte direkt an internationale Fans zu vermarkten, die Nachfrage nach Bundesliga-Spielen weltweit zu bedienen und dadurch die TV-Einnahmen signifikant zu steigern. In diesem Zusammenhang wird der Investor nicht nur als finanzieller, sondern auch als strategischer Partner betrachtet, der die Bundesliga in die Lage versetzt, ihre Vision von einer globalen Marke und einem führenden Akteur im internationalen Sport zu verwirklichen.
Für was wird das Geld verwendet?
Von der Gesamtsumme von einer Milliarde Euro sind 600 Millionen Euro für die Kernbereiche Digitalisierung und Internationalisierung vorgesehen. Konkret umfasst dies:
- 164 Millionen Euro für eine eigene digitale Plattform zur Präsentation von Videoinhalten und zum Verkauf von Abonnements direkt an Fans.
- 183 Millionen Euro zur Förderung der Vermarktung im Ausland, einschließlich Unterstützung der Klubs bei Auslandsreisen und Erstellung spezifischer Inhalte für internationale Märkte.
- 126 Millionen Euro für Maßnahmen auf dem deutschen Markt, insbesondere gegen illegales Streamen und zur Weiterentwicklung der Übertragungstechnologien.
- 65 Millionen Euro für Werbepartner, vor allem für virtuelle Werbung.
- 8 Millionen Euro für den Ausbau der "Virtual Bundesliga" im Bereich E-Sport.
- 54 Millionen Euro bleiben als strategischer Rückbehalt.
Zusätzliche 400 Millionen Euro der Investition sind dafür vorgesehen, die Klubs direkt bei ihren Auslandsreisen zu unterstützen und ein Finanzloch zu stopfen, das durch den Deal entsteht, da die Klubs langfristig auf etwa acht Prozent ihrer Einnahmen verzichten müssen, die 20 Jahre lang an den Investor gehen.
Wie haben die Clubs abgestimmt?
Bei der erneuten Abstimmung zum DFL-Investoren-Einstieg ist interessant zu nennen, dass die notwendige Mehrheit auf die Stimme genau erreicht wurde.
Für den Einstieg stimmten:- FC Bayern München
- Borussia Dortmund
- RB Leipzig
- Bayer 04 Leverkusen
- TSG Hoffenheim
- VfL Wolfsburg
- Werder Bremen
- Borussia Mönchengladbach
- VfB Stuttgart
- Eintracht Frankfurt
- VfL Bochum
- FC Heidenheim
- SV Darmstadt 98
- FSV Mainz 05
- Hamburger SV
- FC Schalke 04
- SpVgg Fürth
- SC Paderborn
- Karlsruher SC
- Hansa Rostock
- SC Freiburg
- FC Köln
- FC Union Berlin
- FC St. Pauli
- Fortuna Düsseldorf
- FC Nürnberg
- Eintracht Braunschweig
- Hertha BSC
- FC Magdeburg
- FC Augsburg (enthaltend)
- VfL Osnabrück (enthaltend)
- SV Elversberg
- 1. FC Kaiserslautern
- Holstein Kiel
- Wehen Wiesbaden
- Hannover 96
Martin Kind, der Geschäftsführer von Hannover 96, befand sich in einer kontroversen Position. Obwohl er als Befürworter des Investoren-Einstiegs gilt, erhielt er eine schriftliche Anweisung vom Mutterverein, gegen den Einstieg zu stimmen. Kind’s Abstimmungsverhalten bleibt offiziell unbestätigt, was die interne Spaltung und die potenziellen rechtlichen Nachspiele hervorhebt. „Sollten sich alle Clubs, die nicht zugestimmt haben, öffentlich erklären und Kind damit als Ja-Sager identifizieren, könnte allerdings ein juristisches Nachspiel folgen.“ Diese Situation unterstreicht die komplexe Dynamik innerhalb der Clubs und die Herausforderungen, die mit derart grundlegenden Entscheidungen einhergehen.
Wer hat sich für den Investoreneinstieg ausgesprochen?
- Marc Lenz (DFL-Geschäftsführer): "Das ist ein gutes Zeichen, dass wir gemeinsam - DFL wie auch die Klubs - die Bundesliga und 2. Bundesliga weiterentwickeln wollen. Das ist eine gute Grundlage für uns, jetzt handeln zu können."
- Jan-Christian Dreesen (Vorstandschef FC Bayern): "Das ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Liga, die Gestaltungsmöglichkeit in eine Weiterentwicklung was die digitale Infrastruktur betrifft, und damit sind wir ganz zufrieden."
- Fernando Carro (Geschäftsführer Bayer Leverkusen): "Heute ist nur ein kleiner Schritt gemacht worden. Die Arbeit fängt für die Geschäftsführung und das Präsidium jetzt erst richtig an. Jetzt muss man hart verhandeln, denn es geht hier um das Geld des deutschen Fußballs - und das ist ja kein Blankoscheck."
Die DFL und Befürworter des Investorenmodells betonen, dass die „Roten Linien“ eine notwendige Grundlage für die Partnerschaft mit einem Investor darstellen, um die wirtschaftliche Zukunft der Liga zu sichern und gleichzeitig ihre Unabhängigkeit und Identität zu wahren. Sie argumentieren, dass die zusätzlichen Finanzmittel entscheidend sind, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können und die Attraktivität der Liga sowohl für Fans als auch für Spieler zu steigern.
Welche Befürchtungen haben Kritiker bezüglich der „Roten Linien“?
Die Einführung von "roten Linien" durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Kontext des geplanten Investoreneinstiegs ist ein zentraler Punkt der Auseinandersetzung und Kritik. Diese roten Linien sollen sicherstellen, dass der Investor keinen direkten Einfluss auf wesentliche sportliche Entscheidungen und die Integrität der Liga nehmen kann. Konkret bedeutet dies, dass der Investor keine Mitbestimmungsrechte bezüglich der Spielplangestaltung, der Austragungsorte von Spielen, insbesondere im internationalen Kontext, oder der Einführung neuer Wettbewerbsformate haben soll. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Unabhängigkeit und die traditionellen Werte des deutschen Fußballs zu wahren.
Kritikpunkte:- Zweifel an der Durchsetzbarkeit: Ein Hauptkritikpunkt ist die Frage nach der tatsächlichen Durchsetzbarkeit dieser roten Linien. Kritiker, zu denen sowohl Fans als auch einige Vereinsvertreter gehören, äußern Bedenken, dass einmal etablierte finanzielle Interessen eines Investors die sportlichen und kulturellen Werte der Bundesliga überlagern könnten. Die Sorge besteht, dass die Liga und ihre Clubs auf lange Sicht Druck ausgesetzt sein könnten, Entscheidungen zu Gunsten der Profitmaximierung und auf Kosten der Fans und der sportlichen Fairness zu treffen.
- Langfristige Bindung und Einflussnahme: Die langfristige Bindung der Liga an einen Investor – im Gespräch sind Verträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren – wirft Fragen nach der zukünftigen Flexibilität und Souveränität der DFL auf. Kritiker befürchten, dass die roten Linien mit der Zeit erodieren oder durch kreative Interpretationen umgangen werden könnten, insbesondere wenn es darum geht, neue Märkte zu erschließen oder die Liga global zu vermarkten.
- Vorbilder aus anderen Ligen: Skeptiker verweisen auf Beispiele aus anderen Sportarten und Ligen, in denen die Einflussnahme von Investoren zu einer Verschiebung von Spielzeiten, der Austragung von Spielen in neutralen Ländern oder zu einer Veränderung der Wettbewerbsstruktur geführt hat. Diese Entwicklungen werden oft als negativ für die traditionellen Fans und die lokale Verankerung der Clubs angesehen.
- Risiko der Kommerzialisierung: Eine weitere Sorge ist, dass die Einführung eines Investors und die damit verbundene kommerzielle Ausrichtung zu einer weiteren Entfremdung zwischen den Clubs und ihren traditionellen Fanbasen führen könnte. Die Fans befürchten, dass die einzigartige Fußballkultur in Deutschland, die stark von Vereinstraditionen und Fanbeteiligung geprägt ist, unter einer zu starken Kommerzialisierung leiden könnte.
Wie äußert sich das Fanbündnis „Unsere Kurve“?
Das Fanbündnis „Unsere Kurve“ hat sich in den vergangenen Monaten als eine der lautstärksten und einflussreichsten Stimmen im Widerstand gegen den Investoreneinstieg in die Deutsche Fußball Liga (DFL) positioniert. Durch eine konsequente und öffentlichkeitswirksame Kampagne haben sie deutlich gemacht, dass der Kern der Fußballkultur in Deutschland durch solche finanziellen Arrangements bedroht wird. Ihr Engagement basiert auf einer tiefen Besorgnis über die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs und die potenziellen langfristigen negativen Auswirkungen, die eine Partnerschaft mit Private-Equity-Investoren wie CVC und Blackstone, die Verbindungen zum saudi-arabischen Staatsfonds PIF haben, mit sich bringen könnte.
„Unsere Kurve“ kritisiert vor allem die mangelnde Transparenz und die als illegitim empfundene Durchführung der Abstimmungsprozesse, die den Weg für den Investoreneinstieg ebneten. Die DFL habe bewusst einen geheimen Abstimmungsmodus gewählt, was es Geschäftsführern wie Martin Kind ermöglichte, gegen die Weisungen ihrer Stammvereine zu stimmen. Dies wird als Missachtung der demokratischen Strukturen innerhalb der Vereine und der 50+1-Regel interpretiert. Besonders stößt ihnen die Ignoranz der DFL gegenüber den Meinungen und Sorgen der Fans und Mitglieder auf. Sie verweisen auf die massive Kritik und die ausgedehnten Protestaktionen als klare Signale der Fanbasis, die eine deutliche Ablehnung gegenüber der Einflussnahme durch externe Investoren zum Ausdruck bringen.
Die Bedenken hinsichtlich der „50+1-Regel“, die als fundamentales Element der deutschen Fußballkultur gesehen wird, stehen ebenfalls im Mittelpunkt ihrer Argumentation. „Unsere Kurve“ sieht in der potenziellen Schwächung dieser Regel durch den Investoreneinstieg eine ernsthafte Bedrohung für die demokratischen und mitgliederorientierten Strukturen innerhalb der Clubs. Sie befürchten, dass die Einbindung von Investoren, die primär an Gewinnmaximierung interessiert sind, zu einer Veränderung der Vereinskultur führen und die Fanrechte untergraben könnte.
Neben der grundsätzlichen Kritik an der Kommerzialisierung des Fußballs thematisiert das Fanbündnis auch die spezifischen Risiken, die mit den potenziellen Investoren verbunden sind, einschließlich der Bedenken hinsichtlich „Sportswashing“ und der Auswirkungen auf die Menschenrechtslage in den beteiligten Ländern. Sie heben hervor, dass die finanzielle Beteiligung durch Unternehmen, die enge Verbindungen zu Staaten mit fragwürdigen Menschenrechtsbilanzen haben, nicht nur ethisch bedenklich ist, sondern auch das internationale Ansehen des deutschen Fußballs beschädigen könnte.
Das Fanbündnis „Unsere Kurve“ fordert eine Neubewertung des gesamten Vorhabens und plädiert für Alternativen zur Finanzierung, die die Unabhängigkeit und die demokratische Struktur des deutschen Fußballs wahren. Das Fanbündnis vertritt die Ansicht, dass finanzielle Herausforderungen, mit denen die Deutsche Fußball Liga (DFL) möglicherweise konfrontiert ist, intern durch Maßnahmen wie die von SC Freiburg vorgeschlagene Nutzung aktueller Medienerlöse angegangen werden sollten. Eine Alternative in Form traditioneller Kredite, die ebenfalls von vielen Verantwortlichen abgelehnt wird, wäre ebenfalls denkbar.
Die Kritik des Fanbündnisses richtet sich gegen die Tendenz der Fußballfunktionäre, sich auf kurzfristige und oberflächliche Lösungen zu stützen, anstatt fundamentale Probleme anzugehen. Diese Haltung, so das Bündnis, wird vor allem durch die tief verwurzelte Furcht getrieben, dass die Bundesliga finanziell ins Hintertreffen geraten und an sportlicher Bedeutung verlieren könnte. Statt nur Symptome zu bekämpfen, fordert das Fanbündnis eine Umstrukturierung mit dem Ziel, den nationalen Wettbewerb durch Maßnahmen wie eine fairere Verteilung der TV-Gelder attraktiver zu machen. Zudem wird eine stärkere Regulierung des europäischen Fußballmarktes vorgeschlagen, um dessen zunehmende Negativentwicklungen einzudämmen. Konkrete Maßnahmen hierfür könnten die Einführung eines echten „Financial Fairplay“, die Verhinderung von Mehrfachbesitz von Clubs und die Etablierung einer Gehaltsobergrenze sein.
Zusammenfassend setzt sich das Fanbündnis für eine nachhaltige Finanzstrategie und strukturelle Reformen ein, die die langfristige Integrität und Attraktivität des deutschen Fußballs sichern sollen, statt auf externe Investitionen zurückzugreifen, die die Autonomie und die demokratischen Strukturen der Vereine untergraben könnten.
Ihr Engagement unterstreicht die Bedeutung einer lebendigen, freien und kritischen Fanbasis, die sich aktiv für die Bewahrung der Werte und Traditionen des Fußballs einsetzt. Durch ihre Aktionen und Stellungnahmen haben sie eine wichtige Debatte über die Zukunft des deutschen Fußballs angestoßen und sich als entscheidende Kraft im Kampf gegen eine unerwünschte Kommerzialisierung und Externalisierung des Sports etabliert.
Welche Investoren sind im Gespräch?
Im Zentrum der Diskussion um den potenziellen Investoreneinstieg in die Deutsche Fußball Liga (DFL) stehen zwei bedeutende Investmentfirmen: CVC Capital Partners und Blackstone Group. Beide Gesellschaften sind als globale Akteure in der Welt der Private-Equity-Investitionen bekannt und verfügen über umfangreiche Portfolios, die eine breite Palette von Branchen und Märkten abdecken.
CVC Capital Partners, mit Hauptsitz in Luxemburg, zählt zu den weltweit führenden Private-Equity- und Investmentberatungsfirmen. CVC hat eine bemerkenswerte Historie in Bezug auf Investitionen im Sportbereich, einschließlich bedeutender Anteile an der spanischen La Liga und der französischen Ligue 1, was ihre Erfahrung und ihr Engagement im Bereich der Sportfinanzierung unterstreicht. Die Beteiligung von CVC an La Liga umfasst 8,2% der Einnahmen, während in der Ligue 1 eine Beteiligung von 13% an den Vermarktungserlösen erworben wurde. Zudem ist CVC an Unternehmen wie der Deutschen Telekom, Hauptsponsor des FC Bayern München, mit 4,5%, und Tipico, einem Sponsor der DFL, mit einem signifikanten Anteil von 60% beteiligt.
Die Blackstone Group, mit Sitz in den USA, ist eine der größten Investmentgesellschaften weltweit und spezialisiert auf alternative Investitionen. Sie sind unter anderem mit 5,3% bei der Allianz investiert. Obwohl Blackstone direkt nicht so präsent im Sportsektor wie CVC ist, zeigt das Engagement von David Blitzer, einem leitenden Angestellten bei Blackstone, in verschiedenen Fußballvereinen die indirekte Verbindung und das Interesse von Blackstone am Sport. Blitzer hält Anteile an Clubs wie dem FC Augsburg, Crystal Palace FC, Philadelphia 76ers (Basketball), New Jersey Devils (Eishockey) und mehr, was die strategische Ausrichtung von Blackstone auf Diversifikation und globale Präsenz im Sportinvestmentbereich verdeutlicht.
Wie haben die Fans abgestimmt?
In einer umfassenden Untersuchung zur Einstellung der Fußballfans gegenüber dem kontrovers diskutierten Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ergab eine von FanQ durchgeführte Umfrage signifikante Ablehnungswerte. Mit einer Stichprobe von 2090 Befragten offenbarte die Umfrage, die zwischen dem 2. und 9. Februar stattfand, dass 62,1 Prozent der Teilnehmer dem Investorenvorhaben eine hohe Ablehnung entgegenbringen. Diese kritische Sicht spiegelt sich verstärkt bei den Stadionbesuchern wider, wo rund 72 Prozent der Befragten den Einstieg entschieden ablehnten, verglichen mit 52 Prozent der TV-Zuschauer. Interessanterweise zeigten die Ergebnisse auch, dass eine Minderheit der Fernsehfans, etwa 21 Prozent, dem Investoreneinstieg positiv gegenüberstehen und die höchste Zustimmungskategorie wählten.
Die Umfrage offenbarte zudem eine generelle Skepsis hinsichtlich der Effektivität von Fanprotesten gegen den DFL-Plan: 76,8 Prozent der Befragten befürworteten zwar die Protestaktionen, doch glaubten 75,2 Prozent nicht an deren Einfluss auf die Entscheidungen der DFL. Diese Einschätzungen deuten auf eine weitverbreitete Desillusionierung unter den Fans hin, die durch den Abstimmungsprozess und dessen wahrgenommene Intransparenz verstärkt wurde. Harald Lange von der Universität Würzburg interpretiert die Ergebnisse als Ausdruck einer tiefen sportpolitischen und wirtschaftlichen Besorgnis unter den Fans, die eine weitere Kommerzialisierung, den Verlust der Fußballseele und eine eingeschränkte Mitsprache für Clubmitglieder befürchten.
Darüber hinaus sahen 72 Prozent der Teilnehmer eine "stärkere Kommerzialisierung" als Hauptgefahr des Deals, während "Verlust der Seele des Fußballs" und "geringere Mitsprache für Clubmitglieder" von etwa 61 Prozent bzw. 54 Prozent als bedeutsame Risiken angesehen wurden. Die potenziell positive Wirkung des Deals, nämlich eine "stärkere Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Clubs", wurde lediglich von 38,4 Prozent als größte Chance betrachtet, wohingegen mehr als die Hälfte (52,7 Prozent) keine Vorteile in dem Vorhaben erkennen konnten. Zudem wünschten 67,2 Prozent der Befragten, die 50+1-Regel zu erhalten oder sogar zu verschärfen, was die tiefe Verbundenheit mit den traditionellen Strukturen des deutschen Fußballs unterstreicht.
Fazit
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) befindet sich an einem kritischen Wendepunkt, der durch jahrelange Versäumnisse bezüglich digitalen Innovationen und globalen Marktstrategien geprägt ist. Die aktuelle Diskussion um den Investoreneinstieg reflektiert tiefgreifende strukturelle Probleme innerhalb der Liga, die durch eine Vernachlässigung notwendiger technologischer Fortschritte entstanden sind. Die daraus resultierende finanzielle Diskrepanz zu den europäischen Spitzenligen macht deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die internationale Positionierung der Bundesliga zu verbessern. Die von der DFL angestrebte Partnerschaft mit einem Investor wird als notwendige Maßnahme betrachtet, um den technologischen Rückstand aufzuholen und die internationale Vermarktung der Liga zu intensivieren. Allerdings wirft die Skepsis bezüglich der Rentabilität der Medienrechte und der erwarteten Steigerungsraten Fragen auf. Die Befürchtung, dass die erhofften finanziellen Vorteile möglicherweise ausbleiben und die Liga langfristig in eine Abhängigkeit von externen Geldgebern gerät, unterstreicht die Risiken dieses Vorhabens.
Die Reaktionen der Fangruppen auf die Pläne der DFL verdeutlichen zudem eine tiefe Besorgnis um die Bewahrung der kulturellen und demokratischen Werte des deutschen Fußballs. Die Warnung, dass traditionsreiche Clubs in Zukunft möglicherweise hinter finanzkräftigeren Teams zurückfallen und die Bundesliga an Relevanz verlieren könnte, sollte als ernstzunehmendes Zukunftsszenario betrachtet werden. Die Möglichkeit, dass Top-Clubs wie FC Bayern München und Borussia Dortmund einer europäischen oder globalen Super-League beitreten, während die restliche Liga um internationale Wettbewerbsfähigkeit ringt, stellt eine bedenkliche Perspektive dar.
Es Bedarf einer ausgewogenen und vorausschauenden Strategie, die sowohl die finanziellen Bedürfnisse der Liga adressiert als auch die Einbindung und die Interessen der Fans berücksichtigt. Die Herausforderung besteht darin, einen Weg zu finden, der die internationale Präsenz und Attraktivität der Bundesliga steigert, ohne ihre Identität zu untergraben oder die Clubs in eine prekäre finanzielle Abhängigkeit zu führen. Die Diskussion um den Investoreneinstieg sollte daher als Anstoß für eine grundlegende Auseinandersetzung mit den langfristigen Zielen und Werten des deutschen Fußballs genutzt werden.
Nachwort
Der geplante Investoren-Deal der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist am 21. Februar 2024 gescheitert. DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke erklärte, dass eine Fortführung des Prozesses aufgrund der anhaltenden Störungen des Spielbetriebs durch die Proteste nicht mehr möglich sei. Die DFL hat beschlossen, den Prozess zur Einführung einer strategischen Partnerschaft aufgrund interner Konflikte und rechtlicher Bedenken nicht fortzusetzen. Trotz einer 2/3-Mehrheit für das Präsidiumsmandat am 11. Dezember 2023, fehlt es an breiter Akzeptanz, besonders im Licht der 50+1-Regel und der Ereignisse um Hannover 96. Dies hat zu der einstimmigen Entscheidung geführt, zum geordneten Spielbetrieb zurückzukehren und den Prozess nicht zum Abschluss zu bringen.
Quellen
2. https://www.ndr.de/sport/fussball/DFL-beschliesst-Investoren-Einstieg,dfl176.html
4. https://nein-zu-investoren-in-der-dfl.de/
6. https://www.sport1.de/news/fussball/bundesliga/2024/02/bundesliga-investoren-deal-der-dfl-geplatzt