Steht die Baller League den Vereinen im Weg?
Hardstuck Royale Trainer äußert sich
Thiago Calderaro
Die Baller League, die den Straßenfußball wiederbeleben will, hat in der Fußballgemeinschaft sowohl Begeisterung als auch Kontroversen ausgelöst. Die Liga zielt darauf ab, eine Brücke zwischen traditionellem Fußball und der dynamischen Welt des modernen Entertainments zu schlagen. Doch wirft ihre Entstehung und Popularität Fragen auf: Steht die Baller League den Amateurvereinen im Weg?
Der Fall FV Endenich
Beim FV Bonn-Endenich 1908 e.V., einem Mittelrheinligisten, führte die Teilnahme einiger seiner Schlüsselspieler an der Baller League zu erheblichen internen Spannungen. Der Verein sah sich gezwungen, fünf Leistungsträger, die sich entschieden hatten, in der Liga zu spielen, mitten im Abstiegskampf freizustellen. Diese Entscheidung verdeutlicht die potenziellen Konflikte zwischen der Teilnahme an der Baller League und den Verpflichtungen gegenüber dem Amateurverein.
Sportdirektor Markus Köppe beschrieb in einem emotionalen Video die Auswirkungen der Liga auf sein Team als virusartig, da sie die Aufmerksamkeit und den Fokus seiner Spieler vom Vereinsfußball abzog. Die Entscheidung, Spieler vor die Wahl zu stellen – Baller League oder Verein – führte dazu, dass bis auf einen Spieler, der zum Verein zurückkehrte, alle anderen sich für die Liga entschieden. Nach anfänglicher Kritik und der Beschreibung der Liga als "Virus", nahm der Verein teilweise seine Kritik zurück. In einem zweiten Video gestand Markus Köppe ein, dass die Teilnahme von zwei oder drei Spielern an der Baller League akzeptabel gewesen wäre, und betonte, dass die Liga an sich ein spannendes Projekt sei, das besonders junge Menschen anspricht. Köppe räumte ein, dass seine frühere Bezeichnung der Liga als "Kirmesliga" nicht abwertend gemeint war, sondern vielmehr die unterhaltsamen und spektakulären Aspekte der Liga hervorheben sollte. Das erste Video wurde später nach einem Gespräch mit einem der Gründer der Baller League, Felix Starck, gelöscht. Köppe entschuldigte sich bei den ehemaligen Spielern und betonte, dass es nie seine Absicht war, einen "Shitstorm" gegen sie zu provozieren. Der Verein signalisierte nun die Absicht, sich vollständig auf den Abstiegskampf zu konzentrieren.
Patrick Lange, Trainer des Baller League Teams Hardstuck Royale, äußerte sich im Podcast #einfachbesserfussballspielen (Folge 70) zur Kontroverse. Er merkt an, dass Konflikte vorhersehbar waren, aber glaubt, dass viele davon durch bessere Kommunikation zwischen der Baller League und den Vereinen sowie den Spielern und ihren Vereinen hätten vermieden werden können. Die Spieler waren sich bereits im Dezember der Möglichkeit bewusst, in der Baller League zu spielen, und eine frühzeitige Abstimmung hätte helfen können, Konflikte zu vermeiden. Lange schlägt vor, dass Spieler eine schriftliche Erlaubnis von ihren Vereinen einholen sollten, bevor sie sich der Liga anschließen, um solche Diskussionen im Keim zu ersticken. Er unterstreicht, dass die Baller League nicht als Konkurrenz zum Amateursport gesehen werden soll, sondern als Zusatzangebot, das den "Straßenfußball zurückbringt".
Kommentar
Die Baller League bietet eine einzigartige Plattform, die den Spielern die Möglichkeit gibt, ihr Talent außerhalb des traditionellen Vereinsfußballs zu zeigen. Jedoch erfordert diese neue Form des Wettbewerbs eine angepasste Herangehensweise in Bezug auf die Kommunikation und Koordination mit den Amateurvereinen. Um die Beziehung zwischen der Baller League und den Amateurvereinen zu verbessern, sollte eine frühzeitigere und transparentere Kommunikation etabliert werden. Vereine sollten rechtzeitig informiert werden, wenn ihre Spieler Interesse an der Teilnahme haben. Dies würde nicht nur Missverständnisse vermeiden, sondern auch den Vereinen ermöglichen, ihre Planung entsprechend anzupassen. Eine schriftliche Teilnahmebestätigung der Vereine sollte in Fällen, in denen Spieler unter Vertrag stehen und deren Aktivitäten potenziell vertragsverletzend sein könnten, erforderlich sein. Für Spieler ohne solche vertraglichen Bindungen ist dies meiner Meinung nach jedoch nicht notwendig. Die Baller League hat das Potenzial, eine ergänzende Rolle im Fußballökosystem zu spielen, indem sie eine Plattform für technische Fertigkeiten und Sichtbarkeit bietet. Durch die Verbesserung der Kommunikation und Kooperation mit den Amateurvereinen kann sichergestellt werden, dass sie nicht als Konkurrent - die sie definitiv nicht ist - , sondern als Bereicherung des traditionellen Fußballs wahrgenommen wird.
Quellen
2. https://ga.de/sport/regional/fv-endenich-kapitaen-oubelkhiri-verlaesst-baller-league_aid-107585299
4. https://open.spotify.com/episode/0jkQcZRb4S9P7xQUGyAiC5?si=e2c41b1811e942cc